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Südtirol im 20. Jahrhundert

Rolf Steininger, Südtirol im 20. Jahrhundert. Vom Leben und Überleben einer Minderheit, Studienverlag, Innsbruck-Wien3 1997 (155 Abb., 619 S.)
ISBN 3-7065-1233-5

4. Auflage 2004 (Hardcover)

 


Inhalt

Wie in einem Brennglas findet sich in der Geschichte Südtirols die Geschichte des 20. Jahrhunderts wieder: Vergewaltigung einer Minderheit durch die Faschisten, das Zusammenspiel der Diktatoren Hitler und Mussolini, das 1939 mit der "Option" zur "ethnischen Flurbereinigung" führen sollte. Nach 1945 in den Mühlen des Kalten Krieges, keine Rückkehr nach Österreich, dafür eine Autonomie, die sich als Scheinautonomie erwies. Dann Bomben, Tote, Terror und mit dem "Paket" 1969 der zweite Versuch einer Autonomie, der heute von vielen Modellcharakter zugesprochen wird.
Eine Gesamtdarstellung, die vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart führt und größtenteils auf bislang nicht zugänglichen Materialien aus verschiedenen Archiven beruht. Mit 155 Photos und Abbildungen, ausführlichen Literaturhinweisen, bibliographischem Essay, Fragen und Thesen, Zeittafel und Personenregister.


Vorbemerkung 9

I. November 1918-Juli 1919: Die Militärregierung
13
1. Kriegsende und Besatzung 15
2. Ettore Tolomei (I) 22

II. 1918/19: Die Teilung Tirols
29

III. Die Entwicklung bis zur Machtergreifung der Faschisten 1922
39
1. Die Regierung Nitti 41
2. Autonomie für Südtirol - ein "Staat im Staate"? 43
3. 10. Oktober 1920: Die Annexion 47
4. 24. April 1921: "Blutsonntag" in Bozen 52
5. 15. Mai 1921: Parlamentswahlen 55
6. Juli 1921 bis Februar 1922: Die Regierung Bonomi 58
7. 1. Oktober 1922: Der Marsch auf Bozen 61

IV. 1922-1926: Die Entnationalisierungspolitik der Faschisten
73
1. Der gescheiterte Burgfrieden 75
2. Ettore Tolomei (II): Die "Provvedimenti" 77
3. Italienische Ortsnamen - der Name "Tirol" verboten 80
4. Die Ausschaltung der deutschen Presse 83
5. Die Italianisierung der Schule - die "Lex Gentile" 85
6. Die Katakombenschule 88
7. Ettore Tolomei (III): Toponomastik und "Säuberung" der Familiennamen 91

V. 1927-1938: Die Entnationalisierungspolitik der Faschisten
95
1. Die Errichtung der Provinz Bozen 97
2. Das Siegesdenkmal 102
3. Die Zerstörung Südtiroler Denkmäler 105
4. Weitere faschistische Denkmäler 107
5. Wasserkraftwerke 109
6. Öffentliche Bauten und Stadtplanung in Bozen 110
7. Die Bozner Industriezone 113

VI. 1920-1933: Zwischen Rom, Berlin, Innsbruck und Wien
117
1. Wien und Innsbruck 119
2. Berlin 130

VII. 1922-1938: Südtirol, Hitler und der Nationalsozialismus
137
1. Hitler und Südtirol 139
2. Der "Völkische Kampfring Südtirols" (VKS) 144

VIII. 1939: Die Option
153
1. Der Anschluß Österreichs 156
2. Das englische Angebot im Herbst 1938 157
3. Das "Hitler-Mussolini-Abkommen" 158
4. Die Haltung des VKS 163
5. Gehen oder bleiben? Die Entsolidarisierung unter den Südtirolern 165
6. Die katholische Kirche 169

IX. 1940-1943: Die Umsiedlung
175
1. Erste Maßnahmen 177
2. Umsiedlungsapparat und Wiederansiedlung 180
3. Probeumsiedlungen 183

X. 1943-1945: Wiedervereinigt in der "Operationszone Alpenvorland"
187
1. Gauleiter Franz Hofer und sein "Königreich" 189
2. Im Bombenkrieg 193
3. Der Widerstand 204
4. Die "Alpenfestung" und das Ende 206
5. Neubeginn am 8. Mai: Die Gründung der Südtiroler Volkspartei (SVP) 209

XI. 1945/46: Keine Rückkehr nach Österreich
215
1. 14. September 1945: "Die Grenze mit Österreich bleibt unverändert." 217
2. Herbst 1945: Österreichs Forderung nach Rückkehr Südtirols 220
3. Januar bis März 1946: Beratungen in Washington und London 227
4. März 1946: Die Konferenz der stellvertretenden Außenminister 233
5. Die Politik Wiens im Frühjahr 1946 235
6. 1. Mai 1946: Die Außenminister lehnen die Rückgabe Südtirols erneut ab 237
7. Österreich fordert das Pustertal - und Gruber hat einen neuen Plan 240
8. 24. Juni 1946: Die Außenminister lehnen die Rückgabe des Pustertales ab 246

Bildteil
255

XII. 5. September 1946: Das Gruber-De Gasperi-Abkommen
361
1. Resignation in Wien und neue Überlegungen in London 363
2. Das Abkommen und seine Aufnahme in den Friedensvertrag mit Italien 365
3. Die Krise in Paris: Für wen Autonomie? 372
4. Bilanz 385

XIII. 1947/1948: Der Weg zum ersten Autonomiestatut
393
1. Erwartungen der SVP 395
2. Frühjahr 1947: Die Lage in Südtirol 398
3. Keine österreichische Note 403
4. Die SVP-Führung in Rom 408
5. Kein "sofortiges Eingreifen" Wiens 413
6. Autonomie für die Region "Trentino-Tiroler Etschland" 421
7. Das Pariser Abkommen "nunmehr verwirklicht"? Der Perassi-Brief 434

XIV. 1947/48: Rückoption und Rücksiedlung
449
1. 2. Februar 1948: Das "Optantendekret" 251
2. Die Rücksiedlung 463
Exkurs: Eine Südtirolerin erinnert sich 468

XV. 1948-1969: Von der Scheinautonomie zum "Paket"
471
1. "Los von Trient!" 473
2. Die Südtirolfrage vor der UNO 484
3. Die Attentate 489
4. Auf dem Weg zum "Paket" 501

XVI. Die Entwicklung bis zum Jahre 1987
511
1. Erste Maßnahmen: Neues Autonomiestatut, Schule und Proporz 513
2. Die Volkszählung von 1981 519
3. Rückverweisungen und Gleichstellung der deutschen Sprache 521
4. Das Tiroler Gedenkjahr 1984 522
5. Die Wahlerfolge des MSI 523
6. Der Protest der Schützen 525

XVII. Das Jahr 1988: Alfons Benedikter gegen Silvius Magnago
529

XVIII. Von der "Streitbeilegung 1992 bis heute
539
Schlußbetrachtung 553
Anhang 561
I. Abkürzungsverzeichnis 563
II. Archivalien 566
III. Literaturhinweise 567
IV. Bibliographischer Essay 585
V. Zeittafel 593
VI. Fragen und Thesen 608
VII. Bildnachweis 611
VIII. Personenregister 612

 

Vorwort

Wer an der Universität Innsbruck Zeitgeschichte lehrt, kommt irgendwann an einem Thema nicht vorbei: Südtirol. Wie in einem Brennglas findet sich in der Geschichte dieses Landes die Geschichte des 20. Jahrhunderts wieder. Es ist alles da: der Erste Weltkrieg mit seinen verheerenden Auswirkungen, die "Friedensverträge", mit denen zahlreiche Minderheitenprobleme erst geschaffen und verschärft wurden. Ein fast hundertprozentig deutschsprachiges Südtirol, das seit mehr als fünf Jahrhunderten zu Österreich gehört hatte, wurde Italien als "Kriegsbeute" zugeschlagen - mit der Grenze am Brenner; ein Österreich, das in seiner Schwäche Südtirol nicht beistehen konnte, Vergewaltigung einer Minderheit durch die Faschisten, die Auswirkungen des aufkommenden Nationalsozialismus und schließlich am Ende einer ersten Phase das Hitler-Mussolini-Abkommen aus dem Jahre 1939, das zum Experiment einer "ethnischen Säuberung" werden sollte. 86 Prozent der Südtiroler trafen damals die Wahl - Option wurde das genannt -, das Land zu verlassen und "Reichsdeutsche" zu werden; rd. 75.000 gingen tatsächlich. Die Auswirkungen dieser Entscheidung lassen sich von der höchsten Ebene der Regierungen bis hinunter ins kleinste Dorf verfolgen und sind bis heute nicht vergessen.
Dann der Zweite Weltkrieg - mit Italien erst auf der einen, dann auf der anderen Seite - und die entsprechenden Auswirkungen auf Südtirol. Nach Kriegsende ein Italien, das sich demokratisch gab, und ein Südtirol, das frühzeitig in die Mühlen des Kalten Krieges geriet. Eine Rückkehr nach Österreich wurde von den Siegern abgelehnt; sie hielten an der Brennergrenze fest. Auf Druck der Briten kam es dann im September 1946 zu einem Autonomieabkommen zwischen Österreich und Italien. Deutschland spielte nach 1945 keine Rolle mehr, sondern das Österreich der Zweiten Republik, das seit 1946 zwar "Schutzmacht" Südtirols, aber besetzt und schwach war und erst mit Abschluß des Staatsvertrages 1955 langsam aktiv wurde.
Italien hatte Südtirol 1948 eine Autonomie zugestanden, die sich als Scheinautonomie erwies. Enttäuschte Hoffnungen führten so Ende der fünfziger Jahre zur Verschärfung der Lage in Südtirol - mit der Forderung nach Selbstbestimmung und dann nach einer wirklichen Autonomie. Es folgte Österreichs Weg zur UNO, der begleitet war von Bombenattentaten in Südtirol. Dann gab es Tote, schließlich 1969 mit dem "Paket" den zweiten Versuch einer Autonomie. Nach jahrzehntelangen Verhandlungen endlich 1992 die offizielle Beilegung des Streits zwischen Österreich und Italien mit einer Autonomie, die als Modell für die Lösung der mit dem neuen Nationalismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts einhergehenden Probleme dienen könnte.
Etwa 40 Kilometer südlich von Innsbruck liegt jene Brennergrenze, hinter der die Ortsnamen zweisprachig sind und wo - zur Überraschung so mancher Touristen aus Deutschland - plötzlich Italien ist, wo die Leute deutsch sprechen, aber auch italienisch, wo man auf dem Waltherplatz in Bozen einen Cappuccino trinken kann und sich mancher fragen mag, wie alles gekommen ist.
Seit Jahren habe ich mich mit diesem Thema am Institut für Zeitgeschichte beschäftigt, Semester für Semester Seminare durchgeführt - großteils mit Studierenden aus Südtirol -, zahlreiche Diplomarbeiten sind entstanden; die erste Dissertation nach Aufnahme meiner Arbeit in Innsbruck 1983 habe ich über Südtirol anfertigen lassen (M. Verdorfer). 1987 habe ich die Darstellung "Los von Rom? Die Südtirolfrage 1945/46 und das Gruber-De Gasperi-Abkommen" vorgelegt, anschließend verschiedene Aufsätze zum Thema. 1988 haben wir am Institut für Zeitgeschichte eine Vortragsreihe über "Tirol und der Anschluß" durchgeführt, ein Jahr später eine ähnliche Veranstaltung zum Thema "Option", 1992 dann eine Vortragsreihe über "Tirol im Ersten Weltkrieg".
Die Vorträge wurden jeweils in Innsbruck und Bozen gehalten, die entsprechenden Veröffentlichungen außerordentlich positiv aufgenommen.
Von 1994 bis 1997 habe ich ein Forschungsprojekt zum Thema "Südtirol nach 1945" geleitet. Beteiligt waren Dr. Leopold Steurer (Meran), Dr. Michael Gehler und Mag. Eva Pfanzelter, M.A. (Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck). Finanziell unterstützt (Archivreisen) wurde das Projekt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Wien) und dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank. Erste Ergebnisse liegen vor: 1. Die Dokumentation von Michael Gehler (Hrsg.), Verspielte Selbstbestimmung? Die Südtirolfrage 1945/46 in US-Geheimdienstberichten und österreichischen Akten, Innsbruck 1996, 642 Seiten. 2. Meine dreibändige Darstellung "Südtirol zwischen Diplomatie und Terror 1947-1969", Bozen 1999 (Bd. 1: 1947-1959, 710 Seiten; Bd. 2: 1960-1962, 640 Seiten; Bd 3: 1962-1964, 750 Seiten), die Anfang 1999 erscheinen wird. Leopold Steurer arbeitet mit italienischen Akten am Thema "Rückoption", Eva Pfanzelter an ihrer Dissertation "Die USA und Südtirol". In Zusammenarbeit mit der Südtiroler Landesregierung leite ich z. Zt. ein weiteres Forschungsprojekt zur Thema "Auswanderung". Dabei geht es um jene Südtiroler, die von Ende der vierziger bis in die sechziger Jahre das Land verlassen mußten, um woanders - zumeist in Deutschland - Arbeit zu finden.
Nach all diesen Aktivitäten, zu denen noch zahlreiche Veranstaltungen und Tagungen in Südtirol kommen, war es einfach an der Zeit, die Dinge einmal zusammenzufassen und eine Gesamtdarstellung zur Südtirolfrage vorzulegen, die bis in die Gegenwart führt. Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen, folgende Erläuterungen zum Titel des Buches: Mit "Südtirol" meine ich die "Südtirolfrage". Entsprechend setzt die Darstellung mit dem Ende des Ersten Weltkrieges ein. Erst seit diesem Zeitpunkt gibt es ja das, was wir unter "Südtirolfrage" verstehen. Zum Untertitel: Unter "Minderheit" verstehe ich hier die deutschsprachigen Südtiroler in Italien, auch wenn sie logischerweise in Südtirol selbst Mehrheit waren und sind. Beim "Leben und Überleben" - in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft [!] - kann sich jede/r Leser/in ihre/ seine eigenen Gedanken machen. Vielleicht geht es ja in einer gesicherten Autonomie erst recht ums Überleben! Von daher habe ich mit Absicht nicht die chronologische Reihenfolge "Überleben und Leben" gewählt; und von daher steht auch mit Absicht im letzten Satz der Schlußbetrachtung dieses Buches das Wort "Überleben" - als Mahnung des damaligen (1992) SVP-Obmannes Roland Riz.
Zu Inhalt und Aufbau des Buches: Es ist eine Mischung aus alt und neu, wobei das Neue allerdings überwiegt. Bei den Kapiteln I bis VII sowie IX und X habe ich mich an der vorliegenden Literatur orientiert, ergänzt um einige Aspekte aus italienischer Sicht. Kapitel VIII entspricht weitgehend meinem Beitrag in dem von Klaus Eisterer und mir herausgegebenen Sammelband "Die Option", der schon seit längerer Zeit vergriffen ist. Kapitel XI und XII sind eine aktualisierte Zusammenfassung in einer o.g., ebenfalls vergriffenen Arbeit über die "Südtirolfrage 1945/46 und das Gruber-De Gasperi-Abkommen". Die Kapitel XIII und XIV sind aus bislang nicht zugänglichen Akten gearbeitet; es sind die gekürzten Einleitungskapitel aus "Südtirol zwischen Diplomatie und Terror". Wer mit der Geschichte Südtirols bereits vertraut ist, aber etwas Neues erfahren möchte, der möge die Lektüre mit diesen Kapiteln beginnen.
Kapitel X,2 ist ebenfalls neu; hier bin ich meinem Kollegen Ass.-Prof. Dr. Thomas Albrich zu besonderem Dank verpflichtet. In Kapitel XV werden neue Ergebnisse aus "Südtirol zwischen Diplomatie und Terror" wiedergegeben. In den Anmerkungen wird auf die entsprechenden Kapitel dort verwiesen. Bei den Kapiteln XVI bis XVIII stütze ich mich weitgehend auf zeitgenössische Literatur, Zeitschriften, Zeitungen usw.
Der bibliographische Essay kann als Einstieg in die Thematik dienen. Die "Fragen und Thesen" sind als Anregung für eine Diskussion oder als Vorbereitung auf eine Prüfung gedacht; so oder ähnlich lauten jedenfalls meine Prüfungsfragen. Die Literaturhinweise habe ich mit Absicht sehr ausführlich gehalten und im Sinne der "Benutzerfreundlichkeit" nach bestimmten Zeitabschnitten gegliedert. Wer gar keine Zeit zum Lesen hat und dennoch wissen möchte, wie es gewesen ist, kann sich anhand der Bilder einen Überblick über die Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert verschaffen (die Legenden sollten allerdings schon gelesen werden). Eine Zeittafel und ein Personenregister runden das Ganze ab.
Zum Schluß ein Wort des Dankes: an erster Stelle meinen bewährten Sekretärinnen Eva Plankensteiner und Mag. Ulrike Scherpereel; dann all jenen Kolleginnen und Kollegen, auf deren Arbeiten ich aufbaue, den Mitarbeitern in den genannten Archiven, den Studierenden, mit denen ich in Seminaren immer wieder über dieses Thema diskutiert habe und die darüber ihre Dissertationen, Seminar- und Diplomarbeiten geschrieben haben, sowie jenen Damen und Herren bzw. Institutionen, die Bildmaterial zur Verfügung stellten (und die im Anhang gesondert aufgeführt werden). Für kritische Lektüre des Manuskripts und so manchen Hinweis in zahlreichen Gesprächen möchte ich insbesondere Dr. Leopold Steurer, DDr. Günther Pallaver, Mag. Eva Pfanzelter, M.A., und Mag. Harald Dunajtschik danken. Eva Pfanzelter und Harald Dunajtschik haben auch die Druckfahnen gelesen und waren bei so mancher Recherche eine große Hilfe. Last but not least danke ich Frau Elfriede Sponring vom StudienVerlag für die Betreuung der Arbeit beim Verlag, Bernhard Klammer für Layout und Satz und meinem Sohn Axel für die Umschlaggestaltung.
Meine Südtiroler Studenten/innen erzählen mir immer wieder, wie wenig sie in der Schule über die Geschichte ihres Landes gehört haben. Offensichtlich gibt es hier ein Defizit. Über die Geschichte Südtirols kann man aber gar nicht genug wissen! Ein Volk, das seine Vergangenheit nicht kennt, wird auch seine Zukunft nicht meistern können. Niemand kann auf Dauer vor der Geschichte davonlaufen. Die Zukunft zu gestalten ist jeweils die Aufgabe einer neuen Generation. Sie hat ein Recht darauf zu erfahren, wie es gewesen ist - um zumindest den Versuch machen zu können, aus der Vergangenheit zu lernen. Das alles gilt noch viel mehr für eine Minderheit. Die Kenntnis der eigenen Geschichte ist Voraussetzung für das Leben und Überleben auch und gerade einer Minderheit - da mag eine Autonomie noch so gut sein. Wenn unsere Bücher dabei helfen, hat sich die Arbeit allemal gelohnt.

Innsbruck, im August 1997 Rolf Steininger

Reaktionen:

"Steininger has added a gem to the historiographical trove of South Tirol. He successfully illustrates the symbiosis between the local and the international in the tumultuous twentieth century, particularly in its darker periods, such as World War II.
Unlike other scholars of South Tirol, Steininger's career and publishing record are not based solely on the study of South Tirol, though its history is an important component of both. Too many times, expertise limited to a relatively small area allows for myopia. In this book, Steininger delivers not only the details that one expects from an expert but also the balanced analysis of someone with a broader perspective. Even the reader with a passing interest in South Tirol must respect this achievement."
Richard Scott Jones, University of Connecticut in: Austrian History Yearbook XXXI (2000) "Ein aufschlußreicher und höchst informativer Beitrag".
Alfons Gruber in: '"Tiroler Volkskultur" 1998.

"Rolf Steininger legt die 'summa sudtirolensis' vor. Der aus Deutschland stammende und in Innsbruck lehrende Historiker gilt als einer der besten Kenner der Materie. [...] Einen besonderen Reiz macht der bibliographische Essay im Anhang aus, in welchem das Feuer der Nüchternheit die vom Weizen der Literatur über den (Süd-)Tirol-Komplex getrennte Spreu verbrennt; auch Fragen und Thesen, die Steininger aufwirft und die für Lehre und Unterricht höchst anregend sein können, komplettieren ein Werk, dem weite Verbreitung zu wünschen ist."
Reinhard Olt in: "Frankfurter Allgemeine Zeitung", 16.2.1998.

"Sehr empfehlenswertes Gesamtwerk"
"Eckart Bote", Oktober 2000.

"Der Westfale hat den historischen Stall des Augias, nach dessen Geruch sich viele heimische Geschichtsschreiber heute noch sehnen, so richtig ausgemistet. Weg von der apologetischen Historiographie, hin zu den Archiven im In- und Ausland, um endlich neue Aspekte der Südtirolfrage zu beleuchten."
"FF – Südtiroler Illustrierte", 10.1.1998.